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Sonntag, 17. Januar 2016

„Yonosuke – Der dreitausendfache Liebhaber“ von Saikaku Ihara

Saikaku Ihara entführt den Leser mit „Yonosuke – Der dreitausendfache Liebhaber“ erneut in die Freudenviertel Japans des 17. Jahrhunderts. Sein Protagonist Yonosuke hat es schon als Kind faustdick hinter den Ohren: Er verführt die Damen, wann und wo er nur kann, und ist auch nicht abgeneigt von der Liaison mit dem einen oder anderen Mann. Dank seiner reichen Eltern kann er sich diverse Eskapaden leisten. Doch irgendwann schlägt er so über die Stränge, dass sein Vater ihn verstößt.

Ein Leben als buddhistischer Mönch ist nur von allzu kurzer Dauer – die „vergängliche Welt“ ruft nach ihm; er kann von den Frauengeschichten einfachen nicht die Finger lassen. Ohne Geld in der Tasche zu haben, kann Yonosuke freilich nur mittels solventer Gönner weiterhin in den Freudenvierteln verkehren. Seine amourösen Abenteuer erlebt er nun mit diversen Frauen – gern auch mal mit der einen oder anderen verheirateten. So ist der Ärger vorprogrammiert, der ihn unter anderem sogar ins Gefängnis bringt.

Als sein Vater stirbt, erbt Yonosuke ein unermessliches Vermögen. Keinen Deut weiser als zuvor beschleißt Yonosuke, das Geld in den Freudenvierteln von ganz Japan zu verprassen. Saikaku Ihara schildert nun diverse Geschichten aus den Kuruwas (= Rotlichtvierteln), mal mehr aus Yonosukes Perspektive, mal mehr aus der von verschiedenen Kurtisanen. Diese kurzen Episoden erlauben einen vielfältigen Einblick in das Leben der Prostituierten. So verkehrt Yonosuke primär mit Tayus, den ranghöchsten Kurtisanen, die so populär sind, dass sie sogar gut zahlende Gäste abweisen können.

Die bekanntesten Kuruwas liegen in Kioto, Edo und Osaka; jedes hat seinen eigenen Reiz:

„Die Kuruwas der Städte haben jeweils ihre Eigentümlichkeiten, die Kurtisanen in Shimabara in Kyoto sind fein, vornehm und charmant, die Kurtisanen in Yoshiwara in Edo legen mehr Gewicht auf Stolz, Intelligenz und raschen und flinken Witz.
Was jedoch Pracht und Luxus der Teehäuser anlangt, so steht das Kuruwa von Osaka an erster Stelle.“ (S. 210)

Über die Entstehung von Kuruwas weiß Saikaku Ihara folgendes zu berichten:

„Die Ursprungsorte der Kuruwa-Systeme unseres Landes waren Asatsuma in der Provinz Omi und Murotsu in der Provinz Harima, von diesen beiden Orten aus verbreitete sich das System mit der Zeit über das ganze Land.“ (S. 163)

Oscar Benl schreibt in seinem Nachwort, dass Saikaku Ihara, der sicherlich kein Kind von Traurigkeit war, wahrscheinlich als Inspirationsquelle das lexikonartige Werk „Große Spiegel der Liebeskunst“ nutzte. Mit „Yonosuke – Der dreitausendfache Liebhaber“ begründete Saikaku Ihara das Genre des Ukiyo-zoshi, das sich der flüchtigen, veränglichen Welt der Liebe widmete. Überhaupt war das Werk das erste veröffentlichte Prosawerk des Autors, der vorher primär als Poet schriftstellerisch tätig war.

Als einen Roman kann man „Yonosuke – Der dreitausendfache Liebhaber“ eigentlich nicht bezeichnen, da diverse Episoden aneinandergereiht werden, die man (fast) unabhängig voneinander lesen kann. Wer sich für die Kuruwas, die damaligen Methoden, Liebschaften zu pflegen und das Leben von Tayus interessiert, der wird mit „Yonosuke – Der dreitausendfache Liebhaber“ seine helle Freude haben!

Bibliographische Angaben:
Ihara, Saikaku:
„Yonosuke – Der dreitausendfache Liebhaber“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Kani, Kazuo), Europäischer Buchklub, Stuttgart/Zürich/Salzburg 1966

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