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Sonntag, 13. Dezember 2015

„Haibun“ von Basho

Ekkehard May erklärt dem Leser im Vorwort zu Bashos „Haibun“ zunächst, was dieses Haibun denn sein mag. So bezieht er sich auf Basho selbst. Ein Haibun ist ein

„neues literarisches Ausdrucksmittel, das frei und im positiven Sinne ‚fern allen Nutzens’ sich entfalten könnte.“ (S. 6)

Das „Fuzoku Monzen“ erschien 1706 als erste größere Anthologie, das ganze 21 Kategorien an Haibun enthält (über reimende Prosa über Vorworte hin zu Ermahnungen und Lobreden). Bei Basho selbst ist das Kigo, die Lobrede, besonders ausgeprägt. Dabei scheinen die Kigo des Bandes „Haibun“ manchmal die Vorform der Kiko (Reisetagebücher) des „Oku no hosomichi“ (deutsche Übersetzung „Auf schmalen Pfaden durchs Hinterland“).

Und so nimmt auch „Haibun“ den Leser mit auf Bashos Reisen, die als Metapher des Lebensweges an sich stehen. Basho begibt sich auf den Spuren der Vergangenheit zu Uta-Makuras (Gedicht-Kopfkissen); also zu Orten, die bereits von anderen Dichtern poetisch beschrieben wurden. Vor Ort lässt Basho die bewegte Geschichte der Plätze Revue passieren.

Einerseits möchte er ein Leben als reisender Dichterbettler führen:

„So gebe ich doch wieder alles auf, verlasse meine Bleibe, binde mir einen Gürtel mit vielleicht hundert Lochmünzen um und vertraue mein Leben dem Wanderstab und einer Almosenschale an. Ich habe es geschafft – die Poesie hat mich schließlich zum Bettler mit nur einer Strohdecke auf dem Leib gemacht!“ (S. 328)

Doch schon bald darauf kehrt Basho zurück in eine Klause, die ihm seine Gönner errichten:

„Nichts in seinem Busen zu hegen ist etwas Kostbares, nichts zu vermögen, nichts zu verstehen ist das Höchste. Keine Wohnung zu haben, keine eigene Klause zu besitzen, kommt gleich danach. Jedoch – wie könnte ‚die kleine Taube mit ihren Flügeln’ die eiserne Willenskraft aufbringen, an nichts festzuhalten, auf nichts sich zu verlassen?“ (S. 331)

Jedem der 84 Haibun werden einige erklärende Seiten nachgestellt. Dazu kommen noch weitere 100 Seiten Anmerkungen, die ich jedoch nur partiell gelesen habe. Damit wirkt „Haibun“ eher wie eine Doktorarbeit. So werden nicht nur Jahreszeitenwörter erklärt, historische Gegebenheiten erläutert, sondern auch Texte aufgezeigt, auf die Basho Bezug nimmt. Diese kurze Zusammenfassung hier erscheint mehr als unzureichend ob der Fülle der Informationen, die der Band birgt.

Der Einstieg in „Haibun“ ist mir persönlich jedoch etwas schwer gefallen. Die ersten Haibun sind sehr kurz und haben mich dadurch leider nicht einfangen können. Erst ab Haibun Nr. 32, das Bashos „Wallfahrt zum Koya-Berge“ anschaulich schildert, war der Knoten geplatzt.

Bibliographische Angaben:
Basho: „Haibun“ (Übersetzung aus dem Japanischen: May, Ekkehard), Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung, Mainz 2015, ISBN 978-3-87162-082-9

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