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Dienstag, 31. Dezember 2013

„Ausgestoßen“ von Toson Shimazaki

Ushimatsu ist ein Eta, ein Burakumin, ein Ausgestoßener, ein „Unreiner“, ein „Neubürger“, ein „Vierfüßler“ – doch das darf in dem Städtchen Iiyama keiner wissen. Denn sonst ist es aus mit Ushimatsus Leben als Lehrer. Ushimatsu beherzigt das Versprechen, das er einst seinem Vater gab: Er wird seine Abstammung tunlichst verschweigen, denn sonst wird er wie die anderen Burakumin aus der Gesellschaft ausgestoßen.

Doch da ist auch noch eine andere Vaterfigur: Der Burakumin Inoko kämpft gegen die Diskriminierung der Eta an; er schreibt Bücher, hält flammende Reden und versteckt sich kein bisschen. Ushimatsu beginnt mit sich zu hadern, denn er leidet unter dem ständigen Versteckspiel und der Angst vor Entdeckung. Soll er sich zu seiner Abstammung bekennen oder dem Rat seines Vaters folgen?

Doch in der Kleinstadt Iiyama beginnen ohnehin bald Gerüchte zu kreisen, dass sich unter den Lehrern ein Unreiner eingeschlichen hat. Dem intriganten Schuldirektor kommt diese Entwicklung gerade gelegen… Gut, dass Ushimatsu sein bester Freund stets zur Seite steht…

„Ausgestoßen“ von Toson Shimazaki gilt als erster naturalistischer Roman Japans und hat eher dadurch besonders viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen als durch das sozialkritische Thema der Ausgrenzung der Burakumin. Jürgen Berndt beschreibt in seinem Nachwort auch ausführlich die Entstehungsgeschichte des Romans. So schrieb Toson Shimazaki bereits vorher zu Übungszwecken Umgebungsbeschreibungen, die später in „Ausgestoßen“ eingeflochten wurden. Überhaupt lehnt sich die ganze Struktur des Romans an Dostojewskis „Schuld und Sühne“ an. Die „Bekenntnisse“ des Inoko wiederum mögen auf Rousseaus „Bekenntnisse“ verweisen, die von besonderer Bedeutung für Toson Shimazaki waren. Vor diesem Hintergrund wirkt „Ausgestoßen“ noch etwas spannender, denn obwohl die Geschichte durchaus mitreißt, ist mir das Ende zu abrupt und zu lapidar.

Bibliographische Angaben:
Shimazaki, Toson: „Ausgestoßen“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Berndt, Jürgen), Aufbau Verlag, Berlin/Weimar 1989, ISBN 3-351-01496-1

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