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Donnerstag, 4. April 2013

„Fly, Daddy, Fly“ von Kazuki Kaneshiro

Ein Element aus Kazuki Kaneshiros „Fly, Daddy, Fly“ erinnert stark an seinen Roman „GO!“: Da gibt es einen jugendlichen Zainichi-Koreaner, der verdammt gut in Kampfsport ist und dem die Aura des einsamen Wolfs anhängt. Doch diesmal ist das Kampfsport-Ass nicht der Protagonist des Romans. Das ist der unspektakuläre Ich-Erzähler; der 47-jährige Angestellte Hajme Suzuki. Dessen Leben verläuft in geregelten Bahnen bis er eines Tages nach der Arbeit ins Krankenhaus fahren muss: Seine Tochter ist in einer Karaoke-Bar von dem jugendlichen Boxer Ishihara verprügelt worden und musste ärztlich behandelt werden.

Im Hospital wird Hajme gleich von Ishiharas Lehrern abgefangen: Hajme soll möglichst keinen Wind um die Affäre machen – schließlich könnte er die sportliche Laufbahn des Jungens gefährden. Zunächst scheint es so, als würde der brave Angestellte das Ansinnen schlucken. Doch als seine Tochter das Vertrauen in den Vater zu verlieren beginnt, sieht Hajme rot. Er schnappt sich ein Küchenmesser und macht sich in die Schule des Boxers auf. Dummerweise geht der verzweifelte Hajme auf die falschen Schüler los – doch der dilettantische Attentäter wird elegant von dem Kampfsportler Sun-shin Pak entwaffnet. Zu Hajmes Überraschung sind die Schüler gar nicht sauer auf ihn, sondern bieten ihm ihre Hilfe an: Sie wollen ihn einige Wochen trainieren, damit Hajme Mann gegen Mann gegen Ishihara antreten kann.

So wird Hajme aus seinem Alltag gerissen. Mit Sun-shin Pak trainiert der schwabbelige Angestellte täglich, um sich Schritt für Schritt für den Kampf fit zu machen. Sein Ehrgeiz ist geweckt, seine Wut brodelt – aber ob er es mit einem jugendlichen Boxer, der Jahr für Jahr Titel gewinnt, aufnehmen kann? Als Randthema wird aber auch Sun-shin Paks Diskriminierung als Zainichi-Koreaner gestreift, was dem Roman eine ernste Note verleiht.

„Fly, Daddy, Fly“ schildert humorvoll die Wandlung des Hajme, der es sich noch mal beweisen will. Auch wenn ich bei „GO!“ mehr Spaß hatte, war auch die Lektüre von „Fly, Daddy, Fly“ amüsantes Entertainment. Der Schluss war mir zwar ein bisschen zu dick aufgetragen, was den Lesegenuss aber nicht getrübt hat.

Bibliographischen Angaben:
Kaneshiro, Kazuki: „Fly, Daddy, Fly“ (Übersetzung aus dem Japanischen: Busson, Katja), Cass Verlag, Löhne 2012, ISBN 978-3-9809022-7-4

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