Labels

Dienstag, 17. April 2012

„Brokatrausch“ von Hisako Matsubara

Hisako Matsubaras „Brokatrausch“ ist in den 10er/20er Jahren des vorigen Jahrhunderts angesiedelt und setzt ein, als der Vater der Familie Hayato beschließt, seinen Adoptiv- und Schwiegersohn Nagayuki in die USA zu schicken. Nagayuki wurde in Ermangelung eines eigenen Sohnes adoptiert und mit der Tochter der Hauses Tomiko verheiratet. Nach Abschluss seines Jura-Studiums als Jahrgangsbester an einer renommierten Universität von Tokio stehen Nagayuki alle japanischen Unternehmen offen, die ihn nach Einarbeitung gerne ebenfalls in die USA schicken würden. Doch der Hayato-Vater ist ein Patriarch des alten Stils: Er stammt aus einer alten Samurai-Familie und fällt alle Entscheidungen alleine, duldet keinen Widerspruch. So bricht Nagayuki allein und ohne die Unterstützung durch eine japanische Firma in die USA auf, weil dort angeblich das Geld auf der Straße liegt. Der Hayato-Vater erwartet, dass er innerhalb eines Jahres schwerreich und in Brokat gekleidet zurückkehrt. Seine schwangere Tochter Tomiko, so bestimmt der Hayato-Vater, hat in Japan zu bleiben.

Doch alles entwickelt sich anders als geplant: Der Hayato-Vater verspekuliert sich und verliert fast sein gesamtes Vermögen. Wo bleiben in dieser Notlage nur die vielen Dollars, die Nagayuki bestimmt schon längst verdient haben muss...

Im Vergleich zu Hisako Matsubaras „Abendkranich“ weiß „Brokatrausch“ nicht so recht mitzureißen. Das mag auch vor allem an den Protagonisten liegen: Ein selbstgerechter, aber in der modernisierten Gesellschaft weltfremder Vater, ein allzu höriger Schwiegersohn und eine Tochter, die wie gelähmt als Zuschauerin wirkt. Insbesondere die Handlungen des Vaters machen beim Lesen fast schon ein bisschen aggressiv: Da verjubelt er mal so eben seinen ganzen Besitz und glaubt immer noch, immerzu Recht zu haben…

„Brokatrausch“ ist sicherlich für ein westliches Publikum geschrieben: Sehr detailliert wird auf einzelne Bräuche und Alltagshandlungen eingegangen, die einem in unseren Breitengraden gemeinhin unbekannt sind, was den Roman dennoch wertvoll macht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen