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Montag, 30. Januar 2012

„Schweigen“ von Shusaku Endo

Schweigen breitet sich über das Japan des 17. Jahrhunderts – das Schweigen Gottes zum Märtyrertum der zum katholischen Glauben übergetretenen Japaner, die im Meer gekreuzigt werden; die kopfüber mit offenen Wunden hinter der Ohren in Gruben gehängt werden, um dort elendig zu verbluten; die mit kochendem Wasser gefoltert werden; die bewegungsunfähig im Meer versenkt werden. Doch auch die japanischen Christen schweigen – aus Angst vor Verfolgung.

Shusaku Endo erzählt die Geschichte zweier europäischer Priester in Japan nach, die im 17. Jahrhundert tatsächlich zur Mission nach Japan gingen: Pater Ferreira und Pater Chiara, der bei Shusaku Endo dem Leser jedoch als Pater Rodriguez begegnet. Nachdem Rodriguez im europäischen Heimatland davon erfahren hat, dass Pater Ferreira unter japanischer Folter vom Glauben abgefallen sei, begibt er sich mit zwei gleich gesinnten Priestern auf den Weg nach Japan. Die Strapazen auf See sind groß, doch schließlich treffen sie mehr oder weniger wohlbehalten in Macao ein. Da der Dritte im Bunde schwer an Malaria erkrankt ist, können sich nur Pater Rodriguez und Pater Garpe auf die letzte Etappe machen. Da die Einreise nach Japan für katholische Priester verboten ist, finanzieren sie eine illegale Überfahrt und nehmen dabei einen Japaner mit an Bord, der vor Ort als Verbindungsmann dienen soll.

Die Priester werden von den katholischen Bauern in Japan freudig empfangen. Doch Gefahr ist jederzeit in Verzug: Japanische Beamte kontrollieren permanent die Bevölkerung, ob Katholiken im Geheimen den verbotenen Glauben praktizieren. Darüber hinaus befindet sich ein Judas unter den Bekannten der Priester – der Verrat ist vorprogrammiert.

Shusaku Endo zeichnet nicht nur die Geschichte der Christenverfolgung in Japan nach. Er sinniert in „Schweigen“ auch über den Erfolg von katholischer Missionstätigkeit: War Japan nicht ohnehin ein Sumpf für den Katholizismus – die Wurzeln trafen auf keinen fruchtbaren Boden, sondern waren dazu verdammt, zu verfaulen? Und verehrten die konvertierten Japaner nicht ohnehin einen Gott, der nicht dem der katholischen Kirche entsprach, sondern der kulturell bedingt modifiziert wurde? Aufgrund dieser umstrittenen Thesen provozierte Shusaku Endos Roman „Schweigen“ Teile der japanischen Christen und sorgte für erhebliche Entrüstung.

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