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Sonntag, 15. Januar 2012

„Naomi oder eine unersättliche Liebe“ von Junichiro Tanizaki

Joji, ein Mann Ende 20, lebt und arbeitet in Tokio. Da er vom Land stammt, hat er Minderwertigkeitsgefühle, was seine Umgangsformen auf dem gesellschaftlichen Parkett betrifft. Daher meidet er es, mit Gleichaltrigen durch die Kneipen zu ziehen und sucht stattdessen öfters das Café Diamond auf. Dort trifft er auf die 14-jährige Serviererin Naomi, die ihn mit ihrem melancholischen, eurasischen Aussehen in den Bann zieht.

Joji beschließt, aus Naomi eine Frau zu machen, die seinem westlich-orientierten Ideal entspricht und sie schließlich zu heiraten. Doch Joji zieht sich mit Naomi nicht die beste aller Ehefrauen heran, sondern eine Femme Fatale, der er nicht gewachsen ist. Naomi wickelt Joji um den kleinen Finger, wenn es darum geht, dass sie Geld für Kleider, Accessoires und edles Essen aus dem Restaurant benötigt. Er lässt sich vor ihren jüngeren männlichen Freunden vorführen und kann sich trotz aller Demütigungen nicht aus Naomis Fängen befreien.

Selbst als Joji treffend feststellen muss, dass Naomi die „geborene Hure“ ist, ist seine verhängnisvolle Liebe zu ihr sehr viel stärker als sein Stolz und sein Gefühl für Ehre und Anstand.

Neben dem typischen und hier vorherrschenden Junichiro Tanizaki-Motiv der Femme Fatale zeigt „Naomi oder eine unersättliche Liebe“ auch eine Phase in der japanischen Geschichte auf, die von der Begeisterung und der Nachahmung von westlichen Lebensstilen und Umgangsformen geprägt war: Gesellschaftstanz, Modern Girls, englische Konversation, westliche Kleidung und amerikanische Filme begeistern die Protagonisten.

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