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Sonntag, 6. November 2011

„Der wunderbare Träumer“ von Shusaku Endo

Takamori und Tomoe sind ganz aufgeregt: Gaston Bonaparte, ein Nachfahre Napoleons und Takamoris französischer Brieffreund aus Kindheitstagen, hat seinen Besuch in Japan angekündigt. Doch die beiden Erwachsenen, die unverheiratet noch bei der verwitweten Mutter leben, werden schwer enttäuscht. Gaston wirkt alles andere als ein reicher, gebildeter Adeliger. Sein Gesicht ähnelt dem eines Pferdes, er ist völlig überproportioniert, mittellos und einfältig mit einer Tendenz zur Dummheit. Gastons Arglosigkeit bringt Takamori und Tomoe sogar in eine Bredouille, die in einer Schlägerei endet.

Als Gaston weiterzieht, schlittert er von der einen in die andere unangenehme Situation, bis ihn der Profikiller Endo entführt und in seine Rachepläne an den Verrätern an seinem Bruder einbindet. Währenddessen wandeln sich Takamoris und Tomoes Gefühle für Gaston: Was sie für Dummheit hielten, ist vielmehr Gastons unerschütterlicher Glaube an das Gute im Menschen.

„Der wunderbare Träumer“ von Shusaku Endo beginnt komödiantisch, wird spannend und tragisch und endet märchenhaft. Auch wenn der wunderbare Träumer Gaston einfältig wirkt und das Leben der Menschen, die seinen Weg kreuzen, erst einmal etwas durcheinander bringt, so gehen diese doch positiv verändert aus der Begegnung wieder hervor.

Selbstverständlich finden sich auch in „Der wunderbare Träumer“ typische Shusaku Endo-Elemente wider: Der Profikiller, der denselben Namen wie der Autor trägt, ist genauso wie dieser lungenkrank. Kriegsverbrechen werden aufgezeigt. Und das Konzept der christlichen Nächstenliebe, das selbst Feinde einschließt.

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