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Sonntag, 9. Oktober 2011

„Das verhasste Alter“ von Fumio Niwa, Kenzaburo Oe, Masuji Ibuse etc.

Der vom Volk und Welt Verlag herausgegebene Band „Das verhasste Alter“ aus der Spektrum-Reihe enthält sechs Erzählungen der japanischen Autoren Masuji Ibuse, Fumio Niwa, Shotaro Yasuoka, Kenzaburo Oe, Taeko Kono und Yoshikichi Furui.

Masuji Ibuse beschreibt das „Leben bei Herrn Tange“. Herr Tange hat einen etwas nichtsnutzigen Diener, der hin und wieder gezüchtigt werden muss. Darüber hinaus geschieht in der kurzen Erzählung allerdings nicht allzu viel, sie gibt vielmehr einen kleinen Einblick in japanisches Alltagsleben zu Beginn des letzten Jahrhunderts.

Fumio Niwas Erzählung „Das verhasste Alter“ steht Pate für den gesamten Erzählband. Der Autor skizziert die Schwierigkeiten mit der Versorgung demenzkranker Angehöriger in den Nachkriegsjahren; sowohl in der Stadt als auch auf dem Land. Die Verwandlung eines geliebten Menschen in eine Last wird eindrucksvoll dargestellt.

„Die Frau des Pfandleihers“ von Shotaro Yasuoka erzählt von einem Studenten in den ersten Kriegsjahren, der das Leben genießen kann, solange er noch nicht eingezogen ist.

Kenzaburo Oes „Angui, das Himmelsungeheuer“ ist für mich die lohnenswerteste unter den Erzählungen. Nach dem Tod seines anscheinend behinderten Kindes fällt ein Komponist in eine schwere Depression und in den Wahn, ein Wesen aus dem Himmel komme ihn hin und wieder besuchen. Der Ich-Erzähler, ein Student, ergattert den einträglichen Nebenjob, mit dem Komponist durch die Stadt zu streifen und Erledigungen für ihn zu übernehmen. „Angui, das Himmelsungeheuer“ enthält sehr komprimiert die wesentlichen Oe-Themen Behinderung, Depression und Selbstmord, die mit ein bisschen Phantastik angereichert werden.

„Fleischbröckchen“ von Taeko Kono ist die skurrile Geschichte einer Trennung. Nachdem der Mann die Frau verlassen hat, verliert sie ihren Geschmackssinn. Während der Beziehung hatte sich noch so gerne mit ihrem damaligen Partner geschlemmt. Am liebsten würde sie nun alles verbrennen, das an den Mann erinnert: Seine zurückgelassenen Besitztümer, ihre Wohnung, ja gar sich selbst.

Mit „Ehebande“ studiert Yoshikichi Furui das Beziehungsgeflecht zwischen den Ehepartnern Hisao und Reiko. Hisao fängt sich eine Sommergrippe ein und ist eine Woche krankgeschrieben. Dies gibt ihm die Gelegenheit, das Alltagsleben in seiner Wohnsiedlung von einer ungewohnten Seite zu erleben und seine Beziehung zu Reiko auf den Prüfstand zu stellen. Zieht sich denn schon ein Riss durch die Ehe?

„Das verhasste Alter“ ist nur noch als Gebrauchtbuch erhältlich, dafür jedoch sehr preisgünstig. Die Anschaffung lohnt vor allem aufgrund Kenzaburo Oes Erzählung „Angui, das Himmelsungeheuer“ und Fumio Niwas „Das verhasste Alter“.

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