Labels

Mittwoch, 10. August 2011

„Sputnik Sweetheart“ von Haruki Murakami

Grenzgänge und ein männlicher Losertyp sind typische Haruki Murakami-Themen – so auch in „Sputnik Sweetheart“: Der Grundschullehrer K. ist in seine Studienfreundin Sumire verliebt. Diese ist jedoch nur an seiner Freundschaft interessiert, leidenschaftlich entbrannt ist sie vorerst nur für Literatur und das Schreiben. Auf ihr Äußeres und auf materiellen Besitz gibt sie nicht viel.

Eines Tages jedoch lernt die 22-jährige Sumire die ältere Miu kennen und verliebt sich Hals über Kopf. Auch Miu ist Sumire sympathisch; sie gibt der bisher wenig erfolgreichen Autorin eine Stelle als ihre Assistentin. Sumires Leben ändert sich gewaltig: Sie trägt fortan Make-up, tauscht ihre Schlabberklamotten gegen bürotaugliche Kleider, hört mit dem Rauchen auf und geht einem geregelten Lebensstil nach. Doch sie büßt dafür die Fähigkeit ein, zu schreiben.

Als Sumire und Miu nach einer geschäftlichen Europareise in Griechenland ausspannen wollen, geschieht es: Miu meldet sich bei K. – er soll baldmöglichst nach Griechenland kommen, denn Sumire ist spurlos verschwunden. Hat Sumire eine Tür geöffnet, die in eine andere Realität führt? Und hat nicht auch Miu ein Geheimnis um ein einschneidendes Erlebnis, weswegen sie sich nur noch wie ein halber Mensch fühlt und von einem auf den anderen Tag weißes Haar bekam?

Für K. ist der Verlust von Sumire eklatant: Da sie seine einzige Freundin war, fühlt er sich entsetzlich einsam. Er sinniert:

„Warum müssen die Menschen so einsam sein? Wozu soll das gut sein? Stets sind wir auf der Suche nach der Nähe der anderen und dennoch sind wir so allein. Wozu? Dreht sich dieser Planet nur, um die Einsamkeit der Menschen zu nähren?“ (S. 191 f.)

Auch K. verlässt damit die bisherige Realität und wird ein anderer. Zurück in Tokio kappt er schließlich auch noch einen weiteren wichtigen Sozialkontakt. Ob Sumire jemals wieder zurückkehren wird?

„Sputnik Sweetheart“ ist ein eher leises Haruki Murakami-Buch, das den Leser nicht so stark in die Geschichte hineinsaugt wie andere Werke des japanischen Kultautors. Dennoch wirft es grundlegende Fragen auf über Realitätsebenen und das „sich als ganz Erleben“ auf. Das Ende und die Deutung der Geschehnisse bleiben offen – und symbolisch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen