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Montag, 1. August 2011

„Frühlingsnebel“ von Ruriko Pilgrim

Im Mittelpunkt von Ruriko Pilgrims Roman „Frühlingsnebel“ steht Haruko. Doch die Handlung setzt bereits vor Harukos Geburt damit an, dass Harukos Mutter Ayako von dem reichen Großgrundbesitzer Shobei Miwa für seinen Erstgeborenen als Braut ausgesucht wird. Im Laufe des Romans begleitet der Leser die Familie durch ein Japan mehrerer Jahrzehnte: Der japanisch-russische Krieg lässt das Kind Haruko erstmals einen Russen erblicken. Als Teenager muss Haruko die Erfahrung machen, dass sie als Frau nicht wie ihr Bruder studieren darf, sondern an einen Mann verheiratet wird, den ihr Großvater für sie aussucht. Als sie zusammen mit Ehemann und Kindern in der kolonialisierten Mandschurei lebt, schwelgt sie zunächst noch im Luxus, bis Japan sich im zweiten Weltkrieg ergeben muss. Ihr Überlebenskampf, der in der Mandschurei begonnen hat, geht nach der Rückkehr in ein zerstörtes Tokio weiter. Doch wenigstens gelingt es Harukos Töchtern, was der Mutter verwehrt war: Sie können an einer Universität studieren.

„Frühlingsnebel“ besticht vor allem dadurch, dass es sich dabei um die Biographie der Mutter der Autorin handelt. Zudem werden auch landeskundliche Informationen geschickt eingestreut. Was jedoch ein bisschen ermüdet, sind die vielen kleinen Informationen zu Familienmitgliedern, die die Handlung kaum weitertreiben. Hier hat die Autorin vielleicht zu sehr versucht, jedem Verwandten einen kleinen Platz im Roman zu widmen.

Die Rolle der Frau in der japanischen Gesellschaft wird in „Frühlingsnebel“ zwar angesprochen, aber eine emanzipatorische Revolution bleibt aus. Harukos Großmutter Kei bringt die Benachteiligung auf den Punkt:

„Es heißt, eine Frau hat in drei Welten kein Zuhause: Als Mädchen lebt sie im Haus ihres Vaters, nach der Heirat bei ihrem Mann und im Alter dann im Haus ihres Sohnes.“ (S. 92)

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