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Dienstag, 16. August 2011

„Der Stierkampf“ von Yasushi Inoue

Yasushi Inoue, der selbst jahrelange für Zeitungen schrieb, erzählt mit „Der Stierkampf“ wieder einmal die Geschichte eines  Journalisten: Tsugami ist Chefredakteur der „Neue-Osaka-Abendzeitung“, dem Tashiro vorschlägt, gemeinsam Stierringkämpfe in Osaka zu veranstalten, wie es in Tashiros Heimat in der Provinz Iyo üblich ist.

Drei Jahre nach dem Krieg, die Stadt liegt immer noch in Schutt und Asche, sieht Tsugami hier eine Chance: Die Menschen sind gierig nach einem Spektakel und möchten beim Wetten ihr Glück versuchen.

Doch so einfach, wie sich Tsugami die Organisation vorgestellt hat, wird die Durchführung nicht: Allerlei logistische Probleme stellen sich ihm und der "Neue-Osaka-Abendzeitung", die als Veranstalter fungiert, in den Weg. Wie sollen beispielsweise die Eisenbahnwaggons für den Transport der Stiere organisiert werden? In Zeiten der Lebensmittelrationierung ist es nicht einfach, auf legalem Wege an Futter für die Tiere heranzukommen. Es lässt sich nicht verhindern, eine Allianz mit einem dubiosen Geschäftsmann einzugehen. Aber nicht immer trifft Tsugami die wirtschaftlichsten Entscheidungen und scheint noch von einem Schlag zu sein, der sich gegen die aufkommende Werbeindustrie wehren will. Und schließlich spielt das Zünglein an der Waage auch noch das Wetter an den drei geplanten Wettkampftagen.

Doch auch im Privatleben Tsugamis liegt einiges im Argen. Seine Geliebte Sakiko hält er auf Distanz, kühl begegnet er seinen Mitmenschen. Sein Inneres scheint regelrecht zerfressen zu sein. Begeistern kann er sich vielmehr nur für neue Projekte, während Sakiko keine Leidenschaft in ihm wecken kann. Sakiko, die sich einfach nicht aus der unglückseligen Beziehung zu Tsugami lösen kann, überlässt es dem Ausgang des Stierkampfs, ob sie sich nun endlich von Tsugami trennt oder bei ihm bleibt.

„Der Stierkampf“ zeichnet ein Bild der japanischen Großstadt der Nachkriegsjahre. Die Menschen wittern Geschäftschancen, doch die wahren Gewinner sind die, die am Rande der Legalität operieren. Beziehungen, die der Krieg zusammengeschweißt hat, stehen nun wieder zur Disposition.

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