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Donnerstag, 17. Februar 2011

„Mord am See“ von Keigo Higashino

„Mord am See“ von Keigo Higashino ist leider eine etwas fade Version von Hercule Poirot meets Japan: Der japanische Poirot nennt sich Shunsuke, dessen Sohn mit drei weiteren Sprösslingen wohlhabender Eltern in einem Ferienhaus für die Aufnahmeprüfung einer Privatschule fit gemacht werden soll. Während die Kinder in einem angemieteten Ferienhaus unterrichtet werden und schlafen, nächtigen alle vier Elternpaare im Haus des resoluten Fujima.

Als Shunsukes Geliebte Eriko unangemeldet vorstellig wird, nimmt das Unglück seinen Lauf: In Shunsukes Abwesenheit wird Eriko ermordet – offensichtlich von Shunsukes Ehefrau, die Eriko im Affekt und rasend vor Eifersucht erschlagen hat.

Statt die Polizei zu alarmieren, wird Shunsuke von Fujima überzeugt, die Leiche gemeinsam im nahegelegenen See zu versenken: Es sei mit Hinblick auf die Ehefrau, das gemeinsame Kind und die gesellschaftliche Stellung das Beste. Shunsuke plagen jedoch Zweifel an der ihm präsentierten Todesursache Erikos. Er sammelt Indiz um Indiz, um schließlich im Stile eines Hercule Poirots vor versammelter Mannschaft die wahren Geschehnisse aufzudecken. Und die sind dann für den Leser überraschender als erwartet.

Die Idee hinter „Mord am See“ ist durchaus toll durchdacht. Nur leider fehlt mir der Zugang zur Figur des Shunsuke. Als seine Geliebte Eriko verstirbt, fehlt die Wut, die Verzweiflung, die Trauer. Die Leiche wird effektiv entsorgt, Shunsuke funktioniert perfekt und wirkt sehr distanziert. Selbst die enorme Spannung, die unter den Erwachsenen in einer derartigen Situation herrschen müsste, wird kaum spürbar. Hätte der Autor noch etwas nachjustiert, wäre aus „Mord am See“ bestimmt ein spannendes Leseerlebnis geworden. So bleibt der Roman aber irgendwie stecken und kann nur bedingt begeistern.

Wer dennoch neugierig auf „Mord am See“ geworden ist, wird derzeit super bei Jokers fündig: Ein neues Hardcover-Exemplar ist für EUR 3,95 statt EUR 12,50 zu haben.

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